Quasar F3B

Elektrifizierung einer alten F3B-Maschine

Sind Sie schon mal eine reinrassige Wettbewerbsmaschine geflogen? Kennen Sie den Unterschied zu einem Standardmodell? Wenn ja, wissen sie warum ich dieses Projekt machen wollte. Es packt mich immer wieder die Begeisterung wie diese Wettbewerbsflieger am Knüppel hängen. Ich habe meinen Interessenschwerpunkt im Motorkunstflug, probiere aber immer wieder gerne mal was Neues aus, von dem ich meine es macht Spaß zum Fliegen.

Unter anderem fliege auch in der Klasse RC-E7 Wettbewerbe und habe auch dort immer wieder ein suchendes Auge auf eine gute Wettbewerbsmaschine die für unsere Verhältnisse (viel und auch böiger Wind, öfters auch Fönwetterlagen) gute Flugeigenschaften besitzt. Gute Flugeigenschaften heißt für mich in dieser Klasse, dass ich "worst case" also bei Absaufwetter zumindest 15 Flugminuten mit einer Akkuladung aus 7 Sub-C Zellen (2.400 bis 3.300) oben bleiben kann. Zudem sollte das Modell nicht allzusehr "seitenwindempfindlich" sein, d.h. satt liegen um bei der Landung auch bei böigem Wetter nicht durch die Gegend geblasen werden. Um in einem Kreis mit 15 Meter Radius das Zentrum zu treffen helfen, neben Training, gute Langsamflugeigenschaften und wirksame Bremsen.

So stand im Pflichtenheft bald folgendes fest:

Meine Wahl fiel auf eine alte Wettbewerbsmaschine aus Restbständen der "Wasner-F3B-Ära" in meinem Verein. Die Maschine stammt aus dem Jahre 1989, ist also schon ein paar Jahre alt. Der Zustand der Maschine war sehr jungfräulich, sie dürfte deswegen nicht sehr viel geflogen worden sein. Die Spannweite liegt irgendwo um die 3,07m. Der Rumpf ist im Vergleich zu modernen Maschinen eher bullig im Bereich der Schnauze, für mich ein riesiger Vorteil, da ich froh um jeden Platz war. Einziger Mangel war die sich ablösende Deckschicht im Bereich der Schnauze.

 

Bilder sagen mehr als 1000 Worte:

 

Entferntes altes Rumpfboot und Ballastrohre

Leergewicht des Rumpfes

Rumpf leer

Einbau Motorspant 42,5mm

Antrieb Hacker B40 10L, 4,4:1 passender Spinner HM 42/12

provisorisches Auswiegen

provisorisches neues Rumpfboot

neue Flächenbefestigung von oben keine Fummelei

neues Rumpfboot in 2,5mm und 1,5mm Stirn-Balsa 2x3Lagen C160 CFK-Gewebe

Platz für den Empfänger

Fertiges Rumpfboot mit Akkurutsche für 7 bis 14 Zellen Sub-C

Rumpf mit allen Einbauten

Nase mit Motor und Regler

Testflüge 2005:

Bisher habe ich ca. 30 Testflüge auf dem Flieger. Die ersten 5 um einen vernünftigen Schwerpunkt einzufliegen. Ging's beim Erstflug noch sehr kopflastig zur Sache, so habe ich in den folgenden Flügen Schwerpunkt immer weiter nach hinten wandern lassen, bis sich für mich ein Fluggefühl von Neutralität eingestellt hat. Der Flieger ist nun in einem sehr großen Geschwindigkeitsbereich sehr sauber zu fliegen - beeindruckend was für Flugleistungen dieser Flieger bei verschiedenen Bedingungen hat.

10-15: Flüge habe ich mit verschiedenen Propellerauslegungen getestet um den besten Kompromiss zwischen Steigleistung und Laufzeit zu finden: Der Hacker B40 10L mit 4,4:1 Getriebe zieht an einer Aeronaut Cam Carbon Klapplatte 17x11 an 7x 3000er NiMh-Zellen (300SCHR) und einem 45 mm Mittelstück 37 Ampere. An einer 16x8 bei gleicher restlicher Ausstattung 29 Ampere. Diese Messungen dienten lediglich zur Abschätzung wo ich in etwa mit den Ampere liege. (Messapparatur: Graupner Zangenamperemeter). Getestet wurden Propeller bis zur Größe 18,5x12 um aber dann wieder bei einer 17x11 zu landen, damit liefert der Antrieb auch bei Windstille noch ausreichend Strahlgeschwindigkeit um vernünftig steigen zu können. Motorsturz wurde beabsichtigter Weise keiner eingebaut, dies erledige ich bei Elektroseglern elektronisch, also senderseitig. Bei mir ist ein Mischer auf Tief aktiviert, wenn der Motor anläuft, eine Verzögerung ist programmiert, da der Motor mit Softanlauf startet.

Die restlichen Flüge habe ich versucht Einstellungen der Klappen zu erfliegen um eine möglichst gute Bremswirkung zu erzielen. Die Punktlandungen lassen derzeit noch auf sich warten, aber das dürfte dann kommen wenn ich mit dem Flieger so richtig "auf Du" bin. Die Bremswirkung könnte besser sein, allerdings bin ich hier noch im Experimentierstadium.

Mein Fazit:

 Es ist eine wahre Freude so eine - wenn auch ältere - Wettbewerbsmaschine zu fliegen. Die Elektrifizierung macht einen unabhängig von Winden oder Schleppmaschinen, ist also für den "Normalflieger" eine einfache Bereicherung im Seglerleben. Der Quasar lässt sich wunderbar segeln und schon auch richtig toll heizen und trotz seiner Abmessung fliegt er sich sehr "leichtfüssig" und sehr wendig. Das ist viel Segler für verhältnismässig "wenig" Geld.  Ein Vereinskollege hat ebenfalls eine Elektrifizierung mit einem Kora-Aussenläufer und Lipozellen umgesetzt, ein weiterer ist in Arbeit. Wer möchte kann Zeichnungen der Teile fürs Rumpfboot haben, einfach mailen. Ob der Flieger oder ich in RC-E7 was drauf haben, müssen wir 2006 beweisen ;o)))

 

 

Seit 2001 geflogene RC-E7 Maschinen:

Bravo:  Pseudohotliner als RC-E7 Verschnitt mit Webra 15/07 an 7 x RC 2000

Thermikstar von X-Models: Softliner, mit Speed 500BB Race und Getriebe an 7xRC 2400

Silent Dream von FVK: Softliner mit Hacker B40 10L, 4,4:1 an 7x RC 2400

verwendeter Alternativantrieb: AXI 2820/10

Organic F3J von FVK: Softliner mit Hacker B40 10L 4,4:1 an 7x 3300

verwendeter Alternativantrieb: Lehner 1920-14, 4:1, an 7x 3300

 

Ich weiß wie sich ein 7-Zeller anfühlen (fliegen lassen) sollte, hab bis jetzt aber auf dem Markt noch kein Modell gefunden, oder fliegen gesehen, das meinen Wünschen gerecht wäre. Falls jemand Entwicklungsinteresse in dieser Klasse hat würde es mir Spaß machen mit von der Partie zu sein und mein "Know-How" einfließen zu lassen.

 

Feldkirch, November 2005 und Jänner 2006